WEISSENAU – PD Dr. Christian Tilz ist seit 1. Juli Chefarzt der Klinik für Neuorologie und Epileptologie.
Er folgt damit auf Dr. Hartmut Baier und Dr. Andreas Meyer, welche die bis dato getrennten
Abteilungen leiteten.
REDAKTION: Herr Tilz, mit welcher Grundhaltung gehen Sie Ihre neue Aufgabe an?
PD DR. CHRISTIAN TILZ: Einerseits ist diese Stelle für mich eine große Freude und eine Frage der Ehre.
Chefarztstellen mit epileptologischen Schwerpunkt sind deutschlandweit rar. Persönlich schlägt mein
Herz seit meinem Auslandsjahr als Erasmus-Stipendiat in Lyon besonders für die Epileptologie,
nachdem ich dort drei Monate an einem großen Epilepsiezentrum verbracht habe. Andererseits habe
ich in meiner mittlerweile 25-jährigen beruflichen Laufbahn immer darauf geachtet, diesen
Schwerpunkt hochzuhalten, den Rest des Fachgebietes dabei aber nicht außer Acht zu lassen; bis
zuletzt habe ich beispielweise regelmäßig Dienste im neurologischen Akutbetrieb in einem Haus mit
Maximalversorgung geleistet. Meine neue Aufgabe im ZfP Südwürttemberg sieht vor, einerseits die
gewachsenen Strukturen des Epilepsiezentrums Bodensee weiterzuentwickeln und andererseits die
Klinik für Neurologie mit dem Schwerpunkt Parkinson und Schmerztherapie zu leiten. Meine Stelle
bietet somit beste Grundvoraussetzungen für meine „fachliche Gesinnung“ als Neurologe mit
Schwerpunkt Epileptologie. Zudem finde ich die personellen Voraussetzungen mit vielen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit internationalem Hintergrund sehr reizvoll. Nicht zuletzt
prädestiniert die geographische Lage des Hauses dazu, die Zusammenarbeit nicht nur mit den
regionalen Netzwerkpartnern, sondern auch länderübergreifend zu intensivieren. Das
Eröffnungssymposium am 28. September mit hochkarätigen Referenten aus vier Nationen soll hierfür
ein Signal setzen.
REDAKTION: Welche Herausforderungen stehen in naher Zukunft an?
TILZ: Hier sehe ich mehrere Themen aufscheinen: Es gibt organisatorische Herausforderungen
innerhalb der Klinik durch die Verschmelzung der beiden bisherigen Abteilungen Neurologie und
Epileptologie. Die Einzelbereiche sollen zusammenwachsen, die Organisation der Sekretariate muss
neu koordiniert werden, synergistische Effekte, etwa die Bettenkapazität betreffend, gilt es zu nutzen
und eine einheitliche Regelung der Patientenaufnahme erscheint sinnvoll. Darüber hinaus möchte ich
die Mitarbeitenden dazu motivieren, sich als ein gemeinsames Team zu sehen, um Rivalitäten oder
Berührungsängste zu vermeiden. Alle Kolleginnen und Kollegen werden auch künftig gebraucht.
Weitere Themen sind die Öffentlichkeitsarbeit mit Blick auf Zuweisende, Kliniken und
Netzwerkpartner, das Eröffnen neuer ambulanter Versorgungsstrukturen sowie die
Krankenhausreform als Chance für spezialisierte Versorgungsangebote.
REDAKTION: Worin sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer künftigen Arbeit?
TILZ: Schwerpunkte sehe ich unter anderem im weiteren Ausbau der Versorgung schwer
behandelbarer Epilepsiepatient:innen sowohl im stationären als auch im ambulanten Setting inklusive
der Ermöglichung neuer diagnostischer und therapeutischer Optionen und der interdisziplinären
Versorgung auch außerhalb der Klinik, zum Beispiel im Pflegeheim. Unter Wahrung bewährter und
etablierter Abläufe und unter Fortführung von Veranstaltungen wie dem „Tag der Epilepsie“ und der
epileptologischen Wintertagung liegt mein Augenmerk der Öffentlichkeitsarbeit auch auf Kongressen
und auf den Möglichkeiten, mit universitären Institutionen zu kooperieren, um neue
Therapieverfahren anbieten zu können.
REDAKTION: Was ist Ihnen wichtig, wenn es um Führung und Teamarbeit geht?
TILZ: Mir ist eine offene und transparente Kommunikation sehr wichtig, ebenso die Wertschätzung
gegenüber jeder und jedem Mitarbeitenden. Es geht um Teamgeist, der durch TeambuildingMaßnahmen gestärkt werden kann und sollte, und um die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Es ist
ein großes Privileg, eine Klinik vorzufinden, bei der alle Pflegestellen besetzt sind und ärztliches
Personal dem Arbeitgeber seit Jahren die Treue hält. Entscheidend ist, dass das so bleibt. Das duale
Führungsprinzip ist für mich persönlich sehr vorteilhaft, da alle wichtigen Entscheidungen in
Abstimmung mit der Pflegeleitung erfolgen.
REDAKTION: Welche Ideen möchten Sie umsetzen, welche Projekte gehen Sie an?
TILZ: Erste organisatorische Veränderungen für das Zusammenwachsen der Abteilungen haben wir
bereits „in Angriff genommen“. Mittelfristig stehen bauliche Veränderungen an, um
Optimierungsprozesse bezüglich der Arbeitsabläufe und der räumlichen Strukturierung sowie die
Modernisierung der Stationen vornehmen zu können. Darüber hinaus ist eine Erhöhung der Auslastung
ebenso wichtig wie neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten wie zum Beispiel eine
automatisierte EEG-Analyse in der Epileptologie oder neue Therapieverfahren für M. Parkinson in der
Neurologie.
PD Dr. Christian Tilz stammt gebürtig aus Graz, wo der heute 50-Jährige an der Karl-FranzensUniversität bis 1999 sein Medizinstudium absolvierte. 2004 schloss er mit Magna cum laude seine
Promotion an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ab. 2006 erhielt er seine
Anerkennung zum Facharzt für Neurologie und 2007 erwarb er das Zertifikat Epileptologie Plus der
Deutschen Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie. 2010 habilitierte Tilz im Fach Neurologie
an der Karl-Franzens-Universität Graz. Die vergangenen zwölf Jahre arbeitete er als Oberarzt und Leiter
der Epileptologie an der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg.
Hobbies des vierfachen Familienvaters sind Cello spielen, Laufen gehen und Rad fahren.